Ich übertreibe jetzt etwas zur Verdeutlichung der Problematik:
Man kann sich das bildlich so vorstellen, als wären die Sättel wie mit einer Art Kralle (Kopfeisen) auf dem Pferderücken befestigt, unterstützend durch den Sattelgurt, um den Reiter mit dem Sattel, und somit dem Reiter den notwendigen Halt auf dem Pferd zu bieten. Das wirkt in Abhängigkeit dessenso stark auf den Pferderücken ein, wie dieses Kopfeisen ausgerichtet und eingestellt ist. Meist wirkt dies tendenziell pro Pferd (Wenn das Kopfeisen weit genug ist, dass das Pferd auch in der Bewegung aufrunden kann. Der unausbalancierte Reiter könnte den Sattel jedoch zum Verrutschen bringen), oder pro Reiter (Wenn das Kopfeisen zu eng ist, damit der Sattel nicht rutscht).
Kommen wir nun zu den möglichen Nachteilen :
Kammer zu eng:
Wird die Kammer zu eng gewählt, kann es passieren, dass erst der Trapezmuskel, und ein Teil vom langen Rückenmuskel atrophiert. Wirkt man hier nicht rechtzeitig entgegen, kann es sein, dass aufgrund der zu engen Kammer der Sattel den Schwerpunkt des Reiters (Sitzfläche) nach hinten in Richtung des Nierenbereiches des Pferdes wirken lässt, weil der Sattel vorne zu hoch kommt. Einige Pferde nehmen die Haltung eines "Hohlrückens" ein, um diesen unangenehmen Druck zu kompensieren. Folglich wird sehr oft versucht, im hinteren Bereich des Sattels aufzupolstern, damit der Sattel hinten wieder hoch kommt, um ihn vermeintlich ins Gleichgewicht zu bringen. Irgendwann hat der Sattel jedoch im Polsterbereich seine Grenzen erreicht. Die über das mögliche Maß an sinnvoller Polsterung im hinteren Bereich hat mittlerweile einen "Presswurstcharakter" erreicht. Somit ist die Auflagefläche deutlich verkleinert, und sie wirkt aufgrund der "Härte" unangenehm auf das Pferd ein. Beim Pferd beginnt sich der "Hohlrücken" zu manifestieren. Nun wird der Sattel diesem "Schwung" angepasst, damit sich keine "Brücke" bildet. Und genau an diesem Punkt hinterfrage ich die Möglichkeiten, die ein Pferd hat, unter solch einem Sattel den Rücken wirklich reell aufzuwölben, oder die richtigen Rückenmuskeln aufzubauen. Meiner Ansicht nach, haben viele Pferde mit Senkrücken dieses Prozedere leider kennen gelernt.
Der andere Gegenspieler ist die zu weite Kammer:
Sie würde den Sattel eventuell nicht daran hindern, bei ungünstiger Einwirkung, nach vorne oder seitlich zu verrutschen. Es könnte auch passieren, dass er auf dem Widerrist etc. aufliegt, was natürlich nicht erwünscht ist. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass die Pferde in der Bewegung etwas mehr Platz brauchen, als im Stand. Auch Pferde, die atrophierte Rückenmuskeln haben, werden kaum aufmuskeln, wenn der Sattel dies aufgrund von fehlendem Platz nicht zulässt. Daher habe ich festgestellt, dass die etwas weitere Kammer gar nicht so abwegig ist, wenn man die fehlende Muskulatur durch eine großflächige und weit auslaufende weiche und Druck verteilende Polsterung zeitweise so lange ersetzt, bis sie wieder aufgebaut wurde. Dies hat den Vorteil, dass man jederzeit die Polsterung der Bemuskelung anpassen kann. Nur genau hier stehen wir wieder vor einem Problem. Dicke Polstereinlagen sind unter vielen Reitern verpönt, es könnte ja ausdrücken, dass der Sattel nicht passen würde. Doch selbst dann, wenn die Reiter ihren Pferden den Komfort einer etwas besser gepolsterten Sattelunterlage zukommen lassen wollen, sind die im Handel angebotenen Decken meistens viel zu klein in der sinnvoll zu polsternden Auflagefläche ausgelegt. Auch bei den meisten Korrektursattelunterlagen ist die Auflagefläche (oft auch bei vielen nicht passenden Sätteln vorzufinden) deutlich zu klein gewählt. Besonders dann, wenn die Rückenmuskeln bereits atrophiert sind.
Fazit:
Der passende Sattel kann zudem seinen Komfort für das Pferd am optimalsten erreichen, wenn der Gurt so gegurtet wird, dass der Sattel nicht zu fest gegurtet wird, um die Atmung des Pferdes nicht zu sehr einzuschränken . Gut ausbalancierte Reiter haben daher mit dem seitlichen Verrutschen meistens keine Probleme.
Da die Sicherheit des Reiters jedoch sehr wichtig ist, muss jeder selbst diese nicht unbedeutende Komfortentscheidung für das Pferd, oder für sich selber treffen.
Sensible Pferde merken diese Umstellung "pro Pferd" meistens recht schnell. Wird der Reiter sich lockern, wird das Pferd dazu neigen, sich freier zu bewegen, bis hin zu seinem kompletten Bewegungspotential. Leider kann es auch umgekehrt der Fall sein. Macht der Reiter sich fest, da er diesen neuen Schwung noch nicht im Körper kompensieren kann, kann dies das Pferd sehr irritieren. Man kann also sagen, je losgelassener sich Pferd und Reiter bewegen können, umso schöner wird das Reitgefühl werden.
Wenn man ausbalancierte Reiter beobachtet, könnte man meinen, sie wären eins mit dem Pferd. Sie sitzen so, dass sie die Pferde in der Bewegung nicht stören. Sie finden ihren Schwerpunkt in Übereinstimmung mit dem des Pferdes. Eigentlich ist Balance nichts anderes.
Der perfekt passende Sattel passt dem Pferd, ermöglicht dem Reiter maximale Bewegungsfreiheit, ggf. mit leicht einrahmendem Halt und ermöglicht bestmögliche Balance wo der Reiter im Stand ohne ohne Anspannung seine natürliche Balance finden kann. Erst dann kann er sich auch in der Bewegung bestmöglich ausbalancieren.