Der Begriff Reitsport führt in meinem Augen oft zu ungünstigen Verknüpfungen. Das Pferd braucht keinen Sport, es braucht nur eine artgerechte Haltung mit gutem Futter, Kontakt zu Artgenossen und ausreichende Bewegungsmöglichkeiten. Wenn der Mensch sagt, er braucht den Sport, um fit zu sein, macht er dies für seine körperliche Fitness. Diese körperliche Fitness und Beweglichkeit ist beim Reiten von großem Vorteil, wenn der Reiter sich gut ausbalancieren kann, ohne sich dabei zu verspannen. Leider empfinde ich es so, dass das Reiten immer mehr als sportliche Höchstleistung oder als Sportersatz angesehen wird. Hier stelle ich die Frage, ob nicht die Harmonie zwischen Pferd und Reiter in Abhängigkeit der Intensität, auf der Strecke bleibt. Ich meine hier folgendes mögliches Beispiel zur Verdeutlichung: wenn ein Reiter auf einem brettharten Pferd aussitzt, lässt der eine Reiter sich nichts anmerken und trabt Runde für Runde ununterbrochen in einem hohen Tempo daher, aus welchen Gründen auch immer. Irgendwann ermüdet das Pferd eventuell und bewegt sich in einer Haltung, wo es sich entweder gegen die Hilfen oder hinter den Hilfen fortbewegt. Von dem Effekt und der Wirkung, welche hier auf das Pferd eingewirkt haben, verliere ich keine Worte. Reiten hat nichts mit Kraft zu tun. Das richtige Gefühl ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Pferd und Reiter.
Daher rate ich:
Öffne deine Augen. Sei bereit die Wahrheit zu erkennen, und höre nicht auf das, was die Wahrheit sein soll. Horche in dich hinein und achte darauf was dein Bauchgefühl Dir sagt.
Lerne durch die Augen deines Pferdes zu sehen. Spiegelt Dich sogar? Dein Pferd wird dir den richtigen Weg zeigen, wenn Du dazu bereit bist.
Mir geht es nicht darum, die Vielseitigkeit, die Distanzritte, das Springen, die Dressur etc. oder die einzelnen Sportarten zu
beurteilen.
Wenn Reiter und Pferde gut sind, dann soll es auch dementsprechend bewertet werden. Doch dies sollte nicht auf Kosten der Pferde, oder auf Kosten von Menschenleben geschehen!
Was ist die Ursache der schweren Stürze, oder der Zusammenbrüche? Überforderung? Wie äußert sich Überforderung?
Wo ist die Grenze?
Nehme man das Beispiel der körperlichen Belastung. Der Körper hat eine natürliche Schutzschwelle, die er z.B. in lebensbedrohlichen Situationen frei setzten würde, um zu überleben. Dabei besteht
jedoch die Gefahr, dass der Körper durch diese Überbelastung Schaden nimmt.
Ein genetisch bedingter Arotariss, wird oftmals als Ursache angegeben.
Ich denke darüber etwas anders: Was ist, wenn das Pferd wirklich überbelastet war, und der Körper an seine Grenzen geraten ist? Dann beginnt der Körper alle Reserven frei zu setzen. Es ist eine
deutlich erhöhte Sauerstoffzufuhr für das Herz notwendig. Was passiert? Der Blutdruck steigt bedrohlich stark an. Irgendwann sind die Blutgefäße dem nicht mehr gewachsen. Dann könnten diese reißen.
Je nach Rissart, kommt es zum plötzlichen Tod, oder zu einem verzögerten Tod, wo es immer schwieriger wird, die Ursache aufgrund der Zeitspanne ausfindig zu machen.
Beim Springen kann es aufgrund von Balanceverlust zu schweren Stürzen kommen, oft aufgrund von zu vorhandlastigen, und ausbalancierten Bewegungen.
Vielleicht sollten wir wieder anfangen uns unsere eigene Meinung zu bilden, nachdem wir beobachtet haben, und uns informiert haben.
Ich denke dieses unten genannte Zitat von B. Hoff hilft den richtigen Weg einzuschlagen:
"Wenn wir die taoistische Lehre bezüglich des täglichen Lebens auf ihre elementaren Bestandteile reduzieren müssten, könnten wir sagen: Beobachten, Ableiten und Anwenden. Beobachte,
was um dich herum vorgeht – wobei du so weit wie möglich vorgefertigte Meinungen ignorierst, die du oder andere haben mögen. Am besten betrachtest du es, als ob du es zum ersten Mal
sehen würdest. Reduziere es im Kopf auf seine elementaren Bestandteile – “Sehe Einfachheit in der Komplexität”, wie Lao-tse sagt. Benütze sowohl Intuition als auch Logik um das zu verstehen, was du
siehst (ein entscheidender Unterschied zum totalen Analysten und dem Left-Brain Techniker). Suche nach Verbindungen zwischen den Dingen – beobachte Muster und Beziehungen. Studiere die Naturgesetze,
deren Wirkungsweise du darin erkennst. Dann arbeite mit diesen Gesetzen, indem du die geringste Einmischung und Anstrengung einsetzt, um mehr zu lernen und um zu erreichen, was notwendig ist – nicht
mehr.
Sobald man es sich angewöhnt hat zu Beobachten, Abzuleiten und Anzuwenden, wird man einen Pfad vor sich - oder in sich oder beides - entdecken, der zu einem tieferen Verständnis der Dinge
führt."
(B.Hoff, 1992)